Kennen Sie Junia, die wiedergefundene Apostelin?
Man könnte auch sagen die grosse Geschichte eines kleinen «s». Spannend wie ein Krimi mutet die Geschichte der Apostelin Junia an und auch tragisch. Ihr Name taucht vor knapp 2000 Jahren in der Grußliste des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom auf. Junia ist gemeinsam mit Andronikus ihrem Mann genannt: „Sie ragen heraus unter den Aposteln und haben sich schon vor mir zu Christus bekannt.“ (Röm 16,7). Ab dem 13./14. Jahrhundert geschieht es nun: Ihrem Namen wird ein kleines „s“ angehängt. Aus der Apostelin Junia wird ein Apostel namens Junias. Auch dieses „s“ galt nun fortan als Legitimation für die Behauptung: Die Bibel kenne keine Frauen im Amt. Weil nicht sein konnte, was nicht sein durfte. Aber: Die Kirchenväter kennen Junia und die orthodoxe Kirche verehrt sie durchgängig als eine der 72 Jünger und Jüngerinnen (Lukas 10,1–19). So konnte auch die kritische Bibelwissenschaft ihre Spur aufnehmen. Junia wurde vom „s“ befreit, seit 2016 ist sie wieder in der revidierten Einheitsübersetzung als Apostelin sichtbar.
Herausragend unter den Aposteln, wie sie Paulus nennt. Muss sie eine besondere Position und Bedeutung gehabt haben bei den frühen Christen und Christinnen.
Was wäre, wenn Junia heute leben würde? Ich vermute, sie würde das Gleiche tun wie damals: von Christus predigen und sich um das Wohl des Kirchenvolkes bemühen. Wahrscheinlich würde sie reisen und gute Werke tun.
Text: Susanne Umbricht in Anlehnung an die Ausführungen der amerikanischen Theologin Bernadette Brooten die Wiederentdeckung der Junia.