Bergkette
Quelle: B. Herzog

     Heute im Gottesdienst wurde eine Bibelstelle gelesen, die mich seit Jahren immer wieder beschäftigt und mich nach dem ersten Lesen nachhaltig erschüttert hat: «…..Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied…..» (2. Moses 20, 4-6). Wie passt denn das mit dem «lieben Gott» zusammen?

      In diesem Zusammenhang ist mir auch wieder einmal das Wort «Erbsünde» in den Sinn gekommen, dass mich seit meiner Erstkommunion begleitet und mich seither unheimlich und unverständlich dünkt. Schon damals habe ich mich gesträubt, die Liebe meiner Eltern und meine Zeugung als Sünde anzusehen, so, wie es im damaligen Religionsunterricht diskret erklärt wurde!    

     Doch wenn ich diese beiden Dinge kombiniere und den Weltenlauf über Generationen hinweg beobachte, finde ich einen verständlichen Zugang: Häufig müssen tatsächlich noch die Enkel die Fehler ihrer Eltern oder sogar Grosseltern büssen oder die Folgen auslöffeln. Aber nicht, weil Gott so rachsüchtig wäre (wie es im Alten Testament manchmal „herüberkommt“ oder im Mittelalter von der Kanzel gepredigt wurde), sondern weil es die logische Konsequenz aus häufig falschen Entscheidungen, Überzeugungen, Taten, Einschätzungen, Charakterzügen und Lastern ist. Die Nachkommen sind da häufig Gefangene ihrer Erziehung, alt hergebrachter Verhaltensmuster und Gewohnheiten, die ich persönlich gut als „Erbsünde“ verstehen könnte……

  Das ist natürlich eine völlig laienhafte Überlegung über ein theologisch vermutlich anspruchsvolles Thema. Aber es hilft mit, zwei ziemlich unangenehme Glaubensangelegenheiten einigermassen begreifen und akzeptieren zu können.

Text und Bild: B. Herzog