Heute Morgen kam mir in einer Alltagssituation ganz spontan das Märchen vom Rumpelstilzchen in den Sinn. «Sie kann Stroh zu Gold spinnen», behauptet der stolze Vater fahrlässig und hat keine Ahnung, was er auslöst….

   Die Müllerstochter wird vom König mehrmals in eine Kammer eingesperrt, die mit Stroh gefüllt ist. Das soll sie unter Androhung des Todes zu Gold spinnen. Das arme Mädchen kann das natürlich nicht. Aber zum Glück steht plötzlich ein kleines Männlein vor ihr, das sie aus ihrer Not erretten will. Aber natürlich nicht gratis! «Was gibst du mir, wenn ich es für dich spinne?» Die junge Frau überlässt ihm ihre Kette, beim zweiten Mal ihren Ring. Beim dritten Mal hat sie nichts mehr zum Bezahlen. Da verlangt das Männchen ganz unverschämt ihr Kind – das es vielleicht irgendwann geben wird. Die Müllerstochter ist in ihrer Todesangst zu allem bereit und stimmt zu. Das Mädchen, das unschuldig in diese Situation geraten ist – durch die Einfältigkeit ihres Vaters, die Gold- und Machtgier des Herrschers und den Eigennutz des Männchens – wird zum Spielball der anderen.

   Das Märchen spitzt sich zu, als die nun mit dem König verheiratete Frau tatsächlich ein Kind zur Welt bringt. Zum Glück findet ein unscheinbarer Untertan des Königs den Namen des Männchens heraus: Rumpelstilzchen! Erst als die junge Mutter das Männchen beim Namen nennt, hat die Misere ein Ende.

   Das Märchen – obwohl einige hundert Jahre alt – scheint mir gut in die Gegenwart zu passen. Jedes Märchen enthält eine Lehre. Über diese sollten wir nachdenken…..

Text und Bilder: B. Herzog

Berlandschaft
Quelle: B. Herzog
Berglandschaft