Es ist ein Phänomen, das mir erst seit einiger Zeit auffällt: Wenn man Radio hört oder TV sieht, werden Statements gebracht wie: »Die Temperaturen sinken und es empfiehlt sich, morgen die Winterjacke rauszunehmen.» Oder: «In der Nacht gibt es Frost. Bedenken Sie bitte, dass die Strassen rutschig sein könnten.» Solche – in meinen Augen überflüssigen - Belehrungen geben mir zu denken. Wieso ist das so entstanden?

   Wollen die Moderatoren durch solche Aussagen einfach nur eine Beziehung, eine Art Vertrautheit schaffen, die man sonst nur Kindern gegenüber an den Tag legt?

   Glauben die Nachrichtensprecher, dass die Menschen nicht fähig sind, solche trivialen Schlüsse selbst zu ziehen?

   Sind wir es hier in Mitteleuropa bereits so gewöhnt, dass andere Leute für uns denken und dass wir alles geliefert bekommen, so dass wir es selbst wirklich nicht mehr «auf die Reihe kriegen» und solche Informationen tatsächlich nötig und sinnvoll sind?

  Vielleicht gebe ich solchen Dingen zu viel Gewicht, vielleicht sind sie nur freundliches Geplauder. Aber wenn ich darauf achte, was mir da Werbung, Politik, Versicherungen und Medien – um nur einige zu nennen – vorgeben und anpreisen, dann kommt mir häufig eine Szene aus dem Zeichentrickfilm «Dschungelbuch» in den Sinn. Nämlich jene, in der die listige Schlange Kaa den mittleren Teil ihres Körpers vom Ast gleiten lässt, um Mogli einzuwickeln. Dabei singt sie mit hypnotisch kreisenden Augen: «Hör auf mich und glaube mir! Augen zu, vertraue mir…» Manchmal habe ich das Gefühl, dass man sehr oft «eingewickelt» werden soll, eingelullt vom freundlichen Tonfall: «Augen zu, vertraue mir!»

   Da dünkt es mich sinnvoll, wenn man von Zeit zu Zeit eine Standortbestimmung macht und sich überlegt, wo und wer der Anker ist, der Kompass, damit man nicht unmerklich abdriftet in all diesen Wichtigkeiten, Prioritäten, Empfehlungen und Meinungen.

   Jesus sagt in MT. 24,4:»Gebt Acht, dass euch niemand irreführt!» und ein paar Verse weiter: «Viele falsche Propheten werden auftreten und sie werden viele verführen.» Ich denke, dass Jesus sehr damit einverstanden ist, wenn wir unseren eigenen Verstand gebrauchen, nicht allem glauben, die Augen offen halten und es selbst bemerken, wenn die Strassen eisig und gefährlich sind!

Text und Bild: Brigitte Herzog